Guelphen-Orden

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ordenskreuz für die Militär-Großkreuze
Ordenskreuz und Ordensstern der Kommandeure der I. Klasse
Ordenskreuz für die Zivil-Ritter
Bandschnalle

Der Guelphen-Orden (von Welfen; englisch Royal Guelphic Order oder Hanoverian Guelphic Order) war eine Auszeichnung des Königreichs Hannover und wurde am 12. August 1815 von dem Prinzregenten und späteren König Georg IV. gestiftet.

Der Orden wurde vom König von Hannover verliehen, der bis zum Tod König Wilhelms IV. 1837 in Personalunion auch König von Großbritannien und Irland war. Der Orden galt stets nicht als königlich-britischer, sondern als königlich-hannoverscher Orden. Er umfasste zunächst drei Klassen. Am 20. Mai 1841 erließ König Ernst August I. neue Ordensstatuten, gliederte den Orden fortan in vier Klassen und unterteilte die zweite Klasse der Kommandeure weiter in solche I. und II. Klasse. Nach der Niederlage des Königreichs Hannover und der Annexion durch das Königreich Preußen im Deutschen Krieg 1866 wurde der Orden nicht mehr verliehen. Einzelne Verleihungen durch den im Exil lebenden König Georg V. an seine Unterstützer und Vertrauten sind bis in die 1870er Jahre bekannt.

Mit der Verleihung der Ordensklassen Großkreuz, Kommandeur und Ritter war für Personen, die nicht bereits adelig waren, die Erhebung in den persönlichen Adelsstand verbunden.[1] Diese Regelung galt seit den ursprünglichen Statuten von 1815 unter Georg IV.,[2][3] wurde mit den neuen Ordensstatuten unter Ernst August I. 1841 abgeschafft, jedoch mit dem 6. Nachtrag zu den Statuten am 7. Juli 1860 von König Georg V. von Hannover wieder eingeführt.[4]

Den Entwurf für den Guelphen-Orden lieferte der Heraldiker Heinrich Schaedtler.[5]

  1. Großkreuz / Knight Grand Cross (GCH)
  2. Kommandeur / Knight Commander (KCH)
  3. Ritter / Knight (KH)
  1. Großkreuz
  2. Kommandeur I. Klasse
  3. Kommandeur II. Klasse
  4. Ritter, Ab dem 1. Oktober 1849 konnte „als Anerkennung und Belohnung ganz beson(de)rer und außergewöhnlicher Verdienste“ zusätzlich zum Ritterkreuz die Dekoration mit Schleife verliehen werden.
  5. Silbernes Kreuz, Am 28. Juni 1842 wurde diese Ordenstufe in Guelphen-Orden vierter Klasse umbenannt.

Außerdem gab es eine Guelphen-Medaille, die nur an Unteroffiziere und Soldaten verliehen wurde. Die Verleihung war mit einer jährlichen Zuwendung von 24 Reichstalern verbunden.[6]

Ordensdekoration

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Ordenszeichen ist ein achtspitziges, an den Enden mit Kugeln besetztes Kreuz, in dessen Winkeln vorwärtsgewandte Löwen stehen. Über dem Kreuz thront die hannoversche Königskrone. In der Mitte zeigt das Medaillon ein laufendes weißes Pferd auf grünem Grund. Im blauen Reif steht in goldenen Lettern die Devise NEC ASPERA TERRENT (lat. „Widrigkeiten schrecken nicht“) geschrieben. Auf der Rückseite sind die Initialen des Stifters sowie das Stiftungsjahr zu sehen. Das Medaillon wurde für Zivilisten mit Eichenlaub und für Militärs mit Lorbeeren umschlossen. Außerdem sind unter der Krone der militärischen Dekoration zwei gekreuzte Schwerter angebracht. Das Ordensband ist hellblau. Für die Träger des Großkreuzes und die Kommandeure der ersten Klasse bestand die Dekoration aus einem Kreuz und einem Stern. Für die anderen Klassen bestand sie nur aus einem Kreuz.

Bei festlichen Anlässen wurde das Großkreuz an einer goldenen Halskette getragen, die abwechselnd die von zwei Löwen gehaltene königliche Krone und die Initialen G R (Georgius Rex) zeigt.

Das Auktionshaus Andreas Thies bot über die Plattform lot-tissimo den an Salvatore Pes di Villamarina verliehenen Bruststern für das Großkreuz des Guelphen-Ordens an, der laut Einschätzung des Hauses „vermutlich aus der Werkstatt des Hofjuweliers Knauer um 1840–1850“ entstand.[7]

Bekannte Träger

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Maximilian Gritzner: Handbuch der Ritter- und Verdienstorden aller Kulturstaaten der Welt. Leipzig 1893 (Digitalisat im Internet Archive), Nachdruck des Originals, 2000, ISBN 3-8262-0705-X.
  • Statuten des Guelphen-Ordens vom 20. Mai 1841 nebst Nachträgen. Hannover, o. J. [1860], 16 S. und 5 Bild-Tafeln (Digitalisat).
  • Kaspar Friedrich Gottschalck: Almanach der Ritter-Orden. Band 3, Goeschen, Leipzig 1819, S. 241–250 mit umfassender Liste der Ordensträger bis 1819
  • Johann von Horn: Der Guelphenorden des Königreichs Hannover nach seiner Verfassung und Geschichte dargestellt; … Hinrichs, Leipzig 1823 (Digitalisat).
  • Franz Rudolf Zankl (Hrsg.): Königlich Hannoverscher Guelphen Orden. 1815–1866 / Stern zum Großkreuz, Militär- und Zivil-Ritterkreuz. In: Hannover Archiv, Blatt H 6.
  • William Arthur Shaw: The Knights of England. Band 1, Sherratt and Hughes, London 1906, S. xxxv f.
  • Bernhard Wenning, Ulrich Herr: Der Stern zum Großkreuz des Guelphen-Ordens des Prinzen Wilhelm von Schwarzburg-Rudolstadt im Schwarzburger Zeughaus. In: Orden und Ehrenzeichen. Das Magazin für Freunde der Phaleristik, Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Ordenskunde, Heft 111, 19. Jahrgang, Gäufelden 2017. ISSN 1438-3772.
Commons: Royal Guelphic Order – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Militär- und Zivil-Verdienstorden., Webseite des Deutschen Historischen Museums Berlin, abgerufen am 5. März 2022
  2. Friedrich Gottschalck: Almanach der Ritter-Orden, Teil 3, Leipzig 1819, S. 228.
  3. Amadeus Wiessner: Das Ritterthum und die Ritter-Orden. Oder historisch-kritische Darstellung der Entstehung des Ritterthums und vollständige Beschreibung aller bestehenden Ritterorden, Merseburg 1825, S. 102.
  4. H. Schulze: Chronik sämmtlicher bekannten Ritter-Orden und Ehrenzeichen, welche von Souverainen und Regierungen verliehen werden nebst Abbildungen der Decorationen, Band 2, Berlin 1870, S. 140.
  5. Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Bd. 54 (1982), S. 225, 226, 239; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  6. Patent, die revidierten Statuten des Guelphen-Ordens betreffend. Hannover 1841 (untergebunden sind die bezüglichen Patente von 1842, 1849 und 1851) BSB
  7. Beschreibung und vergrößerbare Abbildung auf lot-tissimo.com, 12. Dezember 2020, abgerufen am 28. August 2021.